Altes erhalten und Träume verwirklichen

Interview mit Christine Hager über den Umbau ihres Denkmalgeschützten Hauses



Liebe Christine

Herzlichen Dank, dass ihr eure Erfahrungen und dieses schöne Projekt mit der Öffentlichkeit teilt. Wir freuen uns sehr, mit dir auf dieses bemerkenswerte Projekt zurückzuschauen.



Der Umbau begann im März 2020, mitten im Corona-Lockdown. Wie habt ihr diese Zeit erlebt?

Unser Ziel war es, dass die Künzi + Knutti AG ab Ostern mit den geplanten Arbeiten beginnen kann. Zu diesem Zeitpunkt war noch unklar, ob die Baustellen ebenfalls würden schliessen müssen. Das verunsicherte uns zwar, aber wir haben uns trotzdem entschieden, den Schritt zu wagen und mit unserem Umbau zu beginnen - komme was wolle.



Heute sind wir sehr froh über diesen Entscheid. Im Nachhinein stellten wir fest, dass das Projekt aufwändiger war als erwartet. Insbesondere weil die Bauzeit anstrengend und intensiv war. Während des Projekts waren wir jedoch so beschäftigt, dass wir das gar nicht realisiert haben. 

Christine Hager und Kathrin Boukchine-Hager beim abmontieren der Fassadenverkleidung
Christine Hager und Kathrin Boukchine-Hager beim abmontieren der Fassadenverkleidung


Ich hatte vor Ostern zwei Wochen Ferien, die wollten wir natürlich nutzen. Viele Kollegen hatten uns ihre Hilfe angeboten, die wir leider aufgrund der damaligen Situation nicht alle annehmen durften. Es waren ja lediglich fünf Personen auf der Baustelle erlaubt, was auch mehrmals durch die Polizei kontrolliert wurde. Zu diesem Zeitpunkt wussten wir nicht, ob unser Zeitplan mit diesen Helfern aufgeht. Wir kamen jedoch gut vorwärts und arbeiteten mit den Personen, die da waren. Dies waren insbesondere unsere Familie und enge Freunde. Zudem profitierten wir vom guten Wetter. Das hat uns sehr geholfen. Ohne unser Umfeld hätten wir den Umbau so nicht machen können – das war für uns eine grosse Hilfe.



Wie habt ihr euer Umbauprojekt geplant?

Im 2017 haben wir das Haus von unseren Eltern übernommen. Bald schon suchten wir Rat bei Aaron Zurbrügg, dem Geschäftsführer der Künzi + Knutti AG um abzuklären, was wir mit diesem Haus machen könnten. Unser Vater hatte bereits vor Jahren mit Jakob Künzi, dem Senior Chef der Künzi + Knutti AG darüber gesprochen. Deshalb war das Haus bereits ausgemessen  worden und erste Ideen waren vorhanden. Aaron Zurbrügg hat diese studiert und uns anschliessend empfohlen, das Projekt mit Peter Künzi, Leiter Planung Künzi + Knutti AG sowie einem Spezialisten für den Umbau von Gebäuden in der Landwirtschaftszone, Ruedi Zahler von der Zahler GmbH aufzugleisen. 

Rückblickend war diese Empfehlung sehr hilfreich. Wir konnten viel von Ruedi Zahlers und Peter Künzis Erfahrung profitieren. Er hatte sich unsere Entwürfe angesehen und in Zusammenarbeit mit Peter Künzi die ersten Pläne erarbeitet. Bald darauf fand die Begehung mit dem Amt für Gemeinden und Raumordnung (AGR) und dem Heimatschutz statt. Nach dieser Begehung wussten wir, was möglich war und was nicht und dass wir mit dem Umbau beginnen konnten.

 

Der Schnittplan für den Umbau
Der Schnittplan für den Umbau


Kosten und Budget sind bei solchen Projekten oft schwer einzuschätzen. Wie habt ihr das bei eurem Umbau gelöst?

Das war bei uns eigentlich von Anfang an klar. Wir hatten hier eine gute Betreuung durch Ruedi Zahler und Peter Künzi. Ruedi Zahler hat uns bereits früh einen Kostenvoranschlag gemacht und wir erkannten, wo bei uns die Grenzen sind. Dazu kam, dass wir bald konkrete Offerten der Handwerker zur Verfügung hatten. So wussten wir beim Auswählen genau, in welchem Bereich wir uns bewegen können.

Wir haben selbstverständlich auch noch Reserven eingerechnet, um allfällige Mehrkosten aufzufangen. So konnten wir unser geplantes Budget gut einhalten. Zudem hatten wir im Frühling, als das Haus komplett ausgehöhlt war, nochmals die Möglichkeit das Budget zu prüfen.



Welche Teile im Umbauprozess waren die beeindruckendsten?

Die Start-Sitzung im Januar 2020 mit Peter Künzi und Ruedi Zahler war insbesondere für Kathrin ein grosses Highlight. Wir bekamen viele und wertvolle Informationen und konnten von den Ideen der beiden profitieren. Schon an diesem ersten Treffen wurden Nägel mit Köpfen gemacht. Das gab uns das Vertrauen, mit den richtigen Partnern auf dem richtigen Weg zu sein. Es konnte losgehen. 

Ein weiterer Höhepunkt war  der Moment kurz vor der Aufrichte, als das Haus komplett ausgehöhlt und lediglich auf einzelnen Stützen mit Spannsets gesichert war. Unsere Nachbarn waren besorgt, ob das hält und haben für uns den Wetterbericht studiert, um zu sehen, dass kein Sturm aufkommt. Wir hatten aber keine Bedenken, es war für uns einfach sehr beeindruckend.

Bodehuus_unterhoehlt_innen.jpg

Ebenfalls ein sehr eindrücklicher Moment war, als der neue Dachgiebel eingesetzt wurde. Ich stand in der Küche und bestaunte die massive Holzkonstruktion. Das war für mich als Schreinerin ein sehr emotionaler Moment.

Oder als die Maurer mit dem kleinen Bagger unter dem Haus das neue Fundament bauten. Das war einfach spektakulär für uns.

Der mächtige Holz-Dachgiebel
Der mächtige Holz-Dachgiebel
Das ausgehöhlte Bodehuus
Das ausgehöhlte Bodehuus


Bei welchen Problemen konnten euch die Fachleute besonders unterstützen?

Bei uns waren bereits viele Punkte gegeben. Wir hatten früh die Rahmenbedingungen mit den Fachpersonen geklärt und konnten so den Umbau gut einschätzen. Das half uns sehr. Auch waren wir Schwestern uns meistens einig – ausser bei den Türen, da hatten wir zu Beginn verschiedene Ansichten. Ruedi Zahler half uns im Entscheidungsprozess jedoch sehr diplomatisch weiter.

Wir wollten eigentlich keine Dachfenster, weil die oft undicht sind … zumindest war das am Anfang unsere Meinung. Die fachkundigen Argumente unserer Baupartner haben uns aber vom Gegenteil überzeugt. Heute sind wir sehr froh über diesen Entscheid. Die Wohnung wurde durch die Dachfenster viel heller und freundlicher.

Im Keller wollten wir ursprünglich nichts ändern. Auch hier hat uns Peter Künzi empfohlen, dies zu überdenken. Es war für uns sehr wertvoll, die Ratschläge zu einem Zeitpunkt zu erhalten, als noch Anpassungen möglich waren. Bei einer Sanierung muss flexibel gehandelt und entschieden werden. Dadurch erreichten wir jeweils das bestmögliche Ergebnis.

Das Dachfenster bringt viel Licht in die Wohnung
Das Dachfenster bringt viel Licht in die Wohnung


Was lief besser als erwartet?

Aufgrund der damaligen Situation wussten wir nicht, ob die geplanten Termine eingehalten werden können. Glücklicherweise gab es keine Schwierigkeiten oder Verzögerungen bei den Lieferanten der Baumaterialien. So konnten wir nach Bauprogramm arbeiten.



Was ratet ihr anderen, die einen Umbau oder eine Sanierung planen?

Sich frühzeitig von einem Fachplaner beraten zu lassen, lohnt sich sehr. Gerade wenn das Objekt verschiedene Einschränkungen mit sich bringt. Wenn es zum Beispiel unter Heimatschutz steht, wie unser Haus. Es ist wichtig, die verschiedenen Fachstellen beizuziehen, damit die Rahmenbedingungen so früh wie möglich klar sind und man sich darin bewegen kann.

Die alte Küche
Die alte Küche
Die neue Küche in der Dachwohnung
Die neue Küche in der Dachwohnung


Die Auswahl an Materialien und Möglichkeiten ist riesig. Wie habt ihr die Auswahl getroffen?

Wir wussten schon ziemlich früh, was wir nicht wollten. Dazu kamen die Gegebenheiten des Hauses. Uns waren besonders die Holzmaterialien wichtig. Da haben wir dann auch die Prioritäten gesetzt und geschaut, dass beispielsweise die Platten im Bad dazu passen und dass die Türen einheitlich und harmonisch zu den anderen Hölzern wirken. Ich hatte grössere Musterplatten mit in die Ausstellung genommen, damit wir diese nebeneinander sehen und so feststellen konnten, ob die Materialien zueinander passen. Wir hatten Altholz, neues Holz, Parkett und Muster der Küchenplatten dabei. So konnten wir die Farben und Materialien gut beurteilen.

Die Auswahl der Küchenfarbe war für mich eine kleine Herausforderung. Ich hätte gerne ein dezentes, helles grün für die Küche gehabt. Kathrin und Ruedi hatten mich jedoch überzeugt, ein etwas dunkleres Grün zu nehmen und ich liess die Platten reservieren. Als wir eine Woche später die Bestellung der Platten auslösten, sagte die Firma, diese seien aufgrund von Lagerräumungen nicht mehr verfügbar. Ziemlich enttäuscht und auch etwas verärgert haben wir reklamiert. Zum Glück konnte die Firma die Platten doch noch organisieren. Ich freute mich riesig, bis die Lieferung kam – die Platten waren froschgrün! Es war schrecklich! Ich dachte, es soll wohl einfach nicht sein mit Grün. Einen Tag später klappte es dann doch noch und wir bekamen die Platten im bestellten, dunkleren Grün. Das war ein super Moment.

Christine Hager mit dem grünen Küchenmuster
Christine Hager mit dem grünen Küchenmuster


Was ist euer Fazit  zum Projekt? Was sind eure Empfindungen?

Es ist für uns gewaltig, dass wir Schwestern diesen Umbau stemmen konnten. Die Unterstützung unserer Familie und Freunde war riesig. Die Zusammenarbeit war einfach unglaublich. Wir schätzten es auch sehr, dass wir viele Arbeiten samstags in der Schreinerei meines Arbeitgebers (Künzi + Knutti AG) machen durften. Dadurch konnten Kathrin und ich viel Altholz wiederverwerten und zahlreiche Sachen selbst machen. Kathrin hat sich extrem eingesetzt und Vollgas gegeben. Ich konnte ihr viel zeigen und sie half Samstag für Samstag mit, unserem Ziel näher zu kommen. Das war einfach unbeschreiblich.

Aus diesem Altholz entstanden die neuen Eingangstüren
Aus diesem Altholz entstanden die neuen Eingangstüren


Peter Künzi mit Ruedi Zahler und den beiden Bauherrinnen Christine Hager und Kathrin Boukchine-Hager bei der Übergabe des umgebauten Bodehuus im Dezember 2020.

v.l. Ruedi Zahler, Zahler GmbH, Kathrin Boukhchine-Hager, Peter Künzi, Künzi + Knutti AG und Christine Hager
v.l. Ruedi Zahler, Zahler GmbH, Kathrin Boukhchine-Hager, Peter Künzi, Künzi + Knutti AG und Christine Hager


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